Warum ein Hund? / Why a dog?


Vielleicht fragt sich der ein oder andere jetzt, warum ich mir überhaupt einen Assistenzhund wünsche. Schließlich bin ich ja nicht blind und man sieht mir meine 60% Behinderung auch nicht auf den ersten Blick an. 
Aber genau das ist ein Teil des Problems: An schlechten Tagen, wenn ich ohnehin schon instabil bin und mich furchtbar verletzlich und angreifbar fühle, halte ich kaum Menschen in meiner Nähe aus und auch einfache Gespräche strengen mich unheimlich an oder überfordern mich. Das kann aber mein Gegenüber nicht wissen und mir gelingt es leider selbst nicht, für ausreichend (physischen und auch psychischen) Abstand zu sorgen. Ich kann zwar (immer öfter) wahrnehmen und spüren, dass ich eigentlich weg will, aber ich KANN dann eben einfach nicht. 
Es ist wie in einem schlechten Traum: Man will rennen und laufen aber man bewegt sich einfach nicht vom Fleck.
Der Hund kann mir dabei helfen, mich zu erden, mich aus der Situation wegzubewegen und einen räumlichen Abstand zu anderen Menschen herstellen oder aufrechterhalten ohne dass ich mich groß erklären muss. Schließlich habe ich kein Interesse daran, wildfremden Menschen zu erklären, was mit mir los ist und wie gesagt: man sieht es mir eben auch nicht an. 
Immer wieder bin ich durch die Symptome und Auswirkungen meiner Erkrankung im Alltag stark eingeschränkt und leider können meine Therapeutinnen mir dahingehend nur begrenzt helfen. Es gibt einfach zu viele Trigger (d.h. Situationen, Gerüche, Sätze, Menschen u. ä., die bei mir starke PTBS-Symptome antriggern, d.h. auslösen). 
Manchmal will und kann ich gar nicht mehr vor die Tür oder unter Menschen, weil ich Angst habe. 
An 'schlechten Tagen' oder während schlechter Phasen fällt mir selbst Bus und Bahn fahren, allein raus gehen, viele Menschen um mich herum haben, einkaufen und vieles andere schwer, was mir sonst eigentlich keine Probleme oder sogar Freude macht. Das ist frustrierend und raubt mir ein ganzes Stück Lebensqualität. Auch die Schlaflosigkeit oder die alptraumreichen Nächte sind extrem herausfordernd, weil sie mir oft nicht nur die Nacht, sondern auch noch den nächsten Tag vermiesen. 
Mit meinen Therapeutinnen ist eigentlich schon seit 2 Jahren immer mal wieder die Rede von einem Tier, aber erst jetzt habe ich mich eingehender damit befasst und bin nach umfangreicher Recherche und reiflicher Überlegung zu dem Entschluss gelangt, dass mir das Leben mit einem speziell ausgebildeten PTBS-Hund wieder leichter fallen würde.Bei einer geschätzten Therapiedauer von 15-20 Jahren und vor dem Hintergrund, dass man eine Dissoziative Störung nicht einfach wieder verliert, wäre der Hund vor allem in Hinblick auf die Zukunft, eine langfristige und nachhaltige Lösung. Denn irgendwann werden auch die Familienhelferinnen, die zumindest zur Zeit einiges an Unterstützungsarbeit (zum Beispiel Begleitung zu Behörden oder Ärzten)leisten, nicht mehr da sein. Damit ich dann solche wichtigen Termine aber trotzdem weiterhin wahrnehmen kann, wäre der Assistenzhund ein guter Weg. 
Ich würde wieder selbstständiger und unabhängiger meinen Alltag bewältigen können, hätte auch wieder mehr Struktur und vor allem einen verlässlichen Begleiter und Beschützer an meiner Seite. 
Depressiven Episoden würde durch das mehrfach tägliche Gassi gehen etwas Aktivierendes und Positives entgegengesetzt und auch Phasen von sozialem und emotionalem Rückzug wären nicht mehr so stark ausgeprägt.
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Maybe one or the other now wonders why I want an assistance dog at all.  After all, I am not blind and one does not recognize my 60% disability at first sight.
But that's part of the problem: On bad days, when I'm already unstable and feel terribly vulnerable and weak, I can barely hold people close to me and even simple conversations haunt me or overwhelm me. But my opponent can not know that and unfortunately I am not able to provide sufficient (physical and psychological) distance. Although I can perceive (more and more often) and feel that I really want to leave, but then I just CAN not.
It's like in a bad dream: you want to run and run but you just do not move from the spot.
The dog can help me ground myself, get me out of the situation, and establish or maintain a physical distance from other people without having to explain myself. After all, I have no interest in explaining to strangers what's wrong with me and as I said: my disability is mostly ‚invisible’ to others. 
Again and again I am severely limited by the symptoms and effects of my illness in everyday life and unfortunately my therapists can only help me to a limited extent. There are simply too many triggers (i.e., situations, smells, phrases, people, etc. that trigger strong PTSD symptoms).
Sometimes I can not and do not want to go outside or among people because I'm scared.
On 'bad days' or during bad periods, using public transportation, going out on my own, having lots of people around me, shopping and many other things are very hard for me, which usually don't cause me any problems or even pleasure. This is frustrating and robs me of a whole piece of life quality. Also, the insomnia and the nightmarish nights are extremely challenging because they often not only ruin my night, but also the next day.
My therapists have been talking about an animal for the past 2 years, but only now I have dealt with it in more detail and, after extensive research and careful consideration, I have come to the conclusion that living with a specially trained PTSD would make my life easier. With an estimated therapy duration of 15-20 years and knowing that one does not simply lose a dissociative disorder, the dog would be a long-term and sustainable solution, especially with regard to the future. At some point, the family helpers, who are at the moment a big support (eg escorting to authorities or doctors), will no longer be there. In order for me to be able to continue such important appointments, the assistance dog would be a good way.
I would again be able to cope with my everyday life more independently and self-determined, would also have more structure and, above all, a reliable companion and protector by my side.
Depressive episodes would be treated through the multiple daily walks, which would be something activating and a positive opposite to depression and also phases of social and emotional withdrawal would not be as pronounced as at the moment.

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