Mit Chuck Norris zum Arzt... / The doctor's visit with Chuck Norris...

Vergangene Woche hatte ich einen eigentlich harmlosen Arzttermin. Ich wollte nur Blutergebnisse und ein Rezept abholen und etwas mit ihm besprechen.
Ich kann auch im Nachhinein nicht genau sagen, woran es lag oder was letztendlich der auslösende Moment oder Trigger war.
Ich spürte schon morgens, dass ich eigentlich am liebsten gar nicht raus will und schon gar nicht zum Arzt. Dennoch ging ich.
Ich hatte eine schreckliche Alptraumnacht hinter mir und die Bilder und Emotionen hingen mir noch nach. Ich versuchte das anzuwenden, was ich in der Therapie diesbezüglich gelernt hatte oder die Trauminhalte wenigstens auszublenden um für das Rausgehen genügend Konzentration zu haben. Es gelang mir einigermaßen.
Trotzdem kamen mir schon auf dem Weg zum Arzt Tränen geflossen. Ich konnte nicht sagen warum oder wessen Tränen das im Moment waren. Oder ob es sich um richtige "Traurigkeitstränen" oder "Erleichterung-Tränen" oder "Überforderungstränen" oder "Beruhigungstränen" handelte. Ich merkte nur, dass ich jetzt gar nicht weinen WILL und erst recht nicht hier, wo ich nicht innerhalb meiner schützenden vier Wände war.

Im Wartezimmer konnte ich dann trotz Atemtechnik und anderer Methoden aus der Therapie überhaupt keine Ruhe mehr in mein System bringen. Ich bekam keine Luft mehr, konnte nicht aufhören zu weinen. Und dieses Mal war es ein heftiges, lautes schluchzendes Weinen... Immerhin habe ich es noch geschafft, das Wartezimmer zu verlassen und vor der Praxis zu warten. So hatte ich wenigstens keine fremden Zuschauer. Ich hatte immer noch das Gefühl, keine Luft zu bekommen und je mehr und heftiger ich atmete, desto schlimmer wurde es. Meine Hände zitterten, ich begann ganz unterbewusst mich nervös an den Armen zu kratzen. Das kenne ich schon, passiert mir immer in so extrem aufwühlenden Situationen.
Irgendwann kam eine Schwester zu mir raus und sprach mit mir, wollte mich trösten, wissen was los sei....als sie ihre Hand auf meine Schulter legte, setzte innerlich sofort eine Lähmung, eine Schockstarre ein. Ich weinte weiter und versuchte auch mit ihr zu sprechen...ich bekam aber kaum einen Satz heraus ohne mehrere Anläufe, immer wieder unterbrochen von Weinkrämpfen und diesem Stottern, was ich so hasse. In mir dagegen war ich im 'tot-stell-Modus'. Ich wollte nur, dass es vorbei ist. Dass sie weggeht und mich lässt. Was sie dann auch tat.
Ich weiß, dass das schwer nachzuvollziehen ist, aber in dem Moment bzw. einer solchen oder ähnlichen Situation fällt es mir ganz schwer, menschlichen Kontakt auszuhalten; schlimmer noch, es löst zusätzlich zur bereits bestehenden inneren Unruhe noch mehr aus. Erst recht, wenn es fremde sind. Aber ich glaube, auch die Hand eines vertrauten Menschen hätte mir nicht helfen können. Im Gegenteil.
Ich weiß nicht, ob es zu diesem Zeitpunkt war, oder erst nachdem ich meine Ergebnisse abgeholt hatte und wieder vor der Praxis saß und darum kämpfte, mich und mein System zu beruhigen: Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn ich "Chuck Norris", meinen Assistenzhund, bereits hätte und er jetzt bei mir wäre. Das tue ich in letzter Zeit oft, wenn ich mich in Situationen oder Kontexten befinde, die mir in Zukunft mit ihm leichter fallen sollen. Nähe von ihm hätte ich zulassen können und auch gebraucht. Eine seiner Aufgaben wird es sein, mich zu trösten und/oder abzulenken. Ich bin mir sicher, es wäre ihm gelungen. Und vielleicht hätte ich dann auch gar keine Beruhigungsmittel zusätzlich gebraucht, wer weiß? Es ist eben Teil des Problems, dass Berührungen durch Menschen, vor allem in solchen Situationen, leider genau das Gegenteil von dem auslösen, was sie sollen. Dafür können die Menschen, die es sicher in dem Moment gut mit mir meinen, nichts. Aber das ändert nichts daran, dass es mir jedenfalls gar nicht hilft. Auch das hätte mir mit Chuck erspart bleiben können, da er eine Berührung in dieser Situation überhaupt nicht zugelassen hätte.

Es war am Ende jedenfalls vermutlich eine Mischung aus Beruhigungsmitteln und dem Gedanke an Chuck Norris, die dazu führte, dass ich mich allmählich beruhigen konnte. Und wie sich herausstellte, eignet sich das Rauchen hervorragend dazu, die eigenen Atemzüge tief und langsam werden zu lassen, was ich zuvor vergeblich versucht hatte. Aber offenbar ist Hyperventilieren beim Rauchen einfach nicht möglich. Jedenfalls für mich. :-)
Ich stelle fest, dass es mir oft schon etwas mehr Ausgeglichenheit und ja, auch HOFFNUNG gibt, wenn ich mich mit Chuck auch nur gedanklich beschäftige. Ich habe angefangen, eine Decke für ihn zu stricken, in der Hoffnung, dass sich die positiven Gefühle, die ich habe, wenn ich mir mein Leben, meinen Alltag mit Chuck vorstelle, dadurch aktiv hervorrufen lassen. Und natürlich bin ich beschäftigt damit und kann mir die Wartezeit vertreiben.

Dieser Arztbesuch geht mir noch nach, obwohl er längst überstanden ist. Aber ich wollte euch teilhaben lassen, damit ihr vielleicht noch besser verstehen könnt, wie hilfreich und notwendig Chuck Norris für mich sein wird.
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Last week I had an actually harmless medical appointment. I just wanted to pick up blood results and a prescription and discuss something with him.
In hindsight, I can not say exactly what it was or what was ultimately the triggering moment or trigger.
Already in the morning, I felt that I really did not want to go out and especially not to the doctor. Nevertheless, I went.
I had a terrible nightmare night behind me and the pictures and emotions still hung after me. I tried to apply what I had learned in therapy for such moments or at least hide the dream content in order to have sufficient concentration for going out. I succeeded to some extent.
Nevertheless, tears began to flow on my way to the doctor. I could not say why or whose tears it were  at the moment. Whether they were real "sadness tears" or "relief tears" or "overstressing tears" or "calming tears". I just realized that I do not want to cry now, and certainly not here, where I was not within my protective four walls.

In the waiting room I was able to bring no respite into my system despite breathing technique and other methods of therapy. I could not breathe, could not stop crying. And this time it was a violent, loud crying ... After all, I still managed to leave the waiting room and waited before the doctors practice. At least I did not have any strangers. I still had the feeling that I could not breathe and the more and heavier I breathed, the worse it got. My hands were shaking, and I began to scratch my arms nervously under my unconscious mind. I already know that, it always happens in such extremely disturbing situations.
At some point, a sister came out to me and talked to me, wanted to comfort me, wanted to know what was going on .... as she put her hand on my shoulder, immediately set inside a paralysis, a shock. I kept crying and trying to talk to her as well ... but I could barely get a sentence without several attempts, again and again interrupted by cramps and stuttering, which I hate so much. In me, on the other hand, I was in 'thanatosis'. I just wanted it to be over. I wanted that she leaves and stops touching me. What she did then.
I know that's hard to understand, but at the moment or such or similar situation, I find it very hard to bear human contact; Worse, it triggers even more in addition to the existing inner restlessness. Especially when they are strangers. But I think even the hand of a trusted person could not have helped me. On the contrary.
I do not know if it was at this time, or until after I picked up my results and sat back in front of the practice, struggling to calm myself and my system: I imagined what it would be like if I had "Chuck Norris ", my assistance dog, already and how it would be and fell if he would be with me in this moment. Often I do that lately when I find myself in situations or contexts that will be easier to handle for me with him on my side in the future. Close to him I could have allowed physical contact which after all I have needed in this emotional state of being. One of his tasks will be to comfort and / or distract me. I'm sure he would have succeeded. And maybe then I would not have needed any sedatives, who knows? It is just part of the problem that human touch, especially in such situations, unfortunately triggers exactly the opposite of what they should. Even from people who have best intentions for me at that moment. But that does not change the fact that it does not help me anyway. That too I could have spared with or better through Chuck, since he would not have allowed a touch in this situation at all.

In the end, it was probably a mix of sedatives and the thought of Chuck Norris that made me calm down gradually. And, as it turned out, smoking is great for making your own breaths deep and slow, which I had previously tried in vain. Hyperventilating is obviously not possible when smoking. At least for me. :-)
I realize that there is often more balance and yes, even HOPE, when I'm even mentally engaged with Chuck. I started to knit a blanket for him, hoping that the positive feelings I have when I envision my life, my everyday life with Chuck, will be actively stimulated. And of course I am busy with it and can pass the wait.

This doctor's visit is still after me, although it is long over. But I wanted to share with you, so you might even better understand how helpful and necessary 'Chuck Norris' will be for me.

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