Safety

Super-Spencers Fähigkeiten entwickeln sich!!!


Im November habe ich Spencer zuletzt besucht und bei dieser Gelegenheit haben Frau Riedy und ich angefangen mit ihm sein erstes Signal zu trainieren, dass er als "Helfer-Hund", wie mein Sohn ihn nennt, können soll. Wenn ich dissoziiere oder eine Angstattacke bekomme, soll er zwischen meine Beine kommen, sodass ich durch den Körperkontakt mit ihm geerdet werde und die Attacke unterbrechen kann. Über Zwischenschritte hat er "Safety" - das Signalwort - in kürzester Zeit gelernt. Inzwischen kann er dank Frau Riedy Training das Signal ohne Zwischenschritte und egal ob ich sitze oder stehe. 
Ihm scheint das Lernen so leicht zu fallen und Freude zu bereiten. 
Es wird mir in Zukunft so helfen, dass ich mich auf ihn verlassen kann und dank seiner Spitzenausbildung im Alltag besser zurechtkommen kann. 
Für jemanden, der selbst keine PTBS hat, ist es vermutlich schwer zu verstehen, was es bedeutet, in einen dissoziativen Zustand zu geraten. 
Und noch viel schwerer, sich vorzustellen, wie es ist, wenn man mehrere Innenanteile hat, die unterschiedliche Erinnerungen, Bedürfnisse und Gefühle haben und zudem auch unterschiedlich alt sind. 
Wie es sich anfühlt, plötzlich nicht mehr 'man selbst' zu sein und seine Umgebung nur noch durch einen Schleier wahrnehmen zu können. Wie es ist, wenn Erinnerungen und Gefühle einen regelrecht überrollen und wie viel Kraft und auch Übung es kostet, sich selbst aus diesen Zuständen 'zurückzuholen'. Wie es ist, wenn das Gehirn und damit der ganze Organismus auf höchstem Anspannungsniveau und Alarmbereitschaft ist, auch wenn objektiv gar keine Gefahr droht. 
Wie es ist, das Gefühl zu haben keine Luft mehr zu bekommen und es sich anfühlt, als würde einem der Hals zugeschnürt. Wie es ist, nicht aufhören können, zu weinen und zu zittern und nicht mehr richtig sprechen zu können. Oder wenn man Erinnerungslücken hat und sich an geschrieben Emails, Briefe oder geführte Gespräche nicht mehr oder nur noch bruchstückhaft erinnern kann. Wie viel Angst einem all das machen kann und man es nicht kontrollieren kann. Wie schlimm es ist, wenn man sich selbst stottern hört und je mehr man versucht, sich zu beruhigen, es nur umso schwerer wird. Wenn man das Gefühl hat, durchzudrehen und verrückt zu werden. Wie anstrengend es ist, immer wieder auf Hilfe angewiesen zu sein. Wie hart es einen trifft, wenn man Sätze hört wie "Man muss die Vergangenheit auch mal ruhen lassen" oder "nach vorne schauen". Wie unfair es ist, dass man im Hier und Heute immer wieder vom Gestern eingeholt wird. Wie oft man einfach nicht mehr kann, weil es sich so ungerecht anfühlt und man sich Vieles so mühsam erkämpfen oder zurückerkämpften muss. Als wäre das Erlebte allein nicht schon schlimm genug gewesen. Wie es ist, wenn man wieder und wieder gegen Schuldgefühle und Scham ankämpfen muss, die eigentlich andere haben sollten anstatt man selbst. Wie schwer es ist, sich immer wieder mit Bildern und Sätzen und Erinnerungen auseinandersetzen zu müssen, die sich kaum in Worte fassen lassen. Wie oft man sich selbst nicht glaubt, wie einen diese Hilflosigkeit und Ohnmacht lähmen und verzweifeln lassen kann. Das alles ist kein "Jammern", kein "Übertreiben" oder "sich in etwas hineinsteigern". Es ist das, was den Alltag eines Menschen mit PTBS prägt - ob er will oder nicht. 

Einem traumatisierten Mensch vorzuwerfen, er wolle nicht mit seiner Vergangenheit abschließen oder könne die "Opferrolle" nicht loslassen, ist genauso wie wenn man einem Asthmatiker rät, einfach mal tief Luft zu holen! Kein Mensch mit PTBS sucht sich das aus und es ist vielmehr so, dass er von dem Erlebten nicht losgelassen wird, als dass er es nicht loslassen kann oder will. Im Gegenteil: Um zu überleben, hat die Psyche größten Aufwand betrieben, zu vergessen, abzuspalten, nicht wahrzunehmen!

Eine PTBS und auch eine dissoziative Störung sind im Prinzip nur sichtbar gewordene, irreparable Schäden an der Seele. 
Und es ist vielleicht auch schwer zu verstehen, wie hoffnungsgebend es für mich ist, dass Spencer nun dieses Signal gelernt hat. Wie es mir hilft, ein bisschen zuversichtlicher in die Zukunft zu schauen, wie viel es für mich bedeutet. Wenn ich mit Spencer zusammen bin, gibt er mir das Gefühl, dass er versteht...dass er weiß, wie sehr ich ihn brauche...dass er keine Erklärungen braucht...dass er genau weiß, was mit mir los ist!

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